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14 revisions | CYT Students at Jun 14, 2018 08:18 AM | |
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Page 5Beiblatt der Freisinnigen Zeitung. Vor einem sehr zahlreichen Publikum, das dichtgedrängt sie sehr komfortabel angelegten Logen und Tribünen füllte, hat nun Mittwoch Nachmittag die erste Vorstellung von Buffalo Bill´s Wild - West stattgefunden. Diese Produktionen unterscheiden sich schon insofern vorteilhaft von denen vieler anderer wilden Truppen, als es sich hier nicht um die Schaustellung eingelernter Szenen handelt, sondern um die ungeschminkte Wiedergabe des Lebens jener unserer Kultur so entlegenen Weltstriche. Aber freilich - Buffalo Bills Truppe ist schon einige Jahre in Europa und so ist es natürlich, daß in einigen Vorführungen sich doch bereits ein leichter Mangel an Ursprünglichkeit geltend macht. Aber dies ist doch nur sehr selten der Fall, so in der Darstellung, welche eine Wiedergabe des Zweikampfes zwischen Buffalo Bill und dem Sioux Häuptling Yellow-Hand vom Jahre 1875 sein soll und in dem Angriff auf das Grenzdorf. Dieser Eindruck verschwindet aber sofort, sobald Indianer und Cowboys und Vaqueros auf ihren behenden, zähen, im Laufen kaum den Boden berührenden Pferden, welche von der spanischen, durch Cortez in Mexico eingeführten Rasse abstammen, dahinjagen und über die weite Fläche hin sich das bunte, reichbewegte Bild der durcheinander stürmenden Reiter entwickelt. Mit einem Sprung sind sie vom Pferde und wieder im Sattel - dies zeigt besonders die interessante Darstellung der ehemaligen Ponypost, bei der der Reiter alle zehn Meilen das Pferd wechseln und fünfzig Meilen ohne Anhalten reiten mußte. Die 16 Nummern umfassenden Produktionen enthalten mehrere Darstellungen früherer Einrichtungen West-Amerikas. So wird u. A. auch die echte "Old Dead word Coach" vorgeführt, ein historischer alter Postwagen, in dem nach der Versicherung des Programms bereits "zwei Präsidenten der Vereinigten Staaten, vier Könige und andere Fürstlichkeiten" gefahren sind und in die auch heute eine amerikanische Familie pietätvoll hineinstieg, um sich von den heranstürmenden Indianern angreifen zu lassen. Und all diese Indianer-Attacken, all diese Kämpfe zwischen den westamerikanischen Kuhhirten und ihren indianischen Gegnern sind um so instruktiver als dramatischer, als in beiden Parteien noch Männer vorhanden sind, die wirklich einander früher feindlich gegenüber gestanden haben. Wir sind zwar nicht der Meinung Brick Pomeroys, der eine solche Vorstellung Buffalo Bills für wichtiger hält als das ganze Drama von "Romeo und Julia", aber fesselnd und lehrreich ist dieses Bild, das die Produktionen von den Gebräuchen und der Lebensweise im fernen Westen der Union entrollen, in hohem Maße. Dazu kommt, daß Menschen- und Tiermaterial der Truppe ein außerordentlich gutes ist. Welch verblüffend sichere Schützin, welch´ tollkühne gewandte Reiterin ist diese, aus Far-West stammende Anny Oakley. Außer ihr und Buffalo Bill, der besonders zu Pferde ungemein stattlich repräsentirt, besitzt die Truppe in dem kleinen J. Broker und in C. Daly noch zwei Schützen von erstaunlicher Ttreffsicherheit - ersterer schießt und trifft sogar auf dem Kopfe stehend. Von großer Wirkung war die Vorführung der Bucking-Pferde, die sich keinem Reiter fügen wollen: das eine der Tiere erhob sich kerzengerad und ließ sich dann auf den Rücken fallen, um dem Reiter zu entgehen. Das Lassowerfen, die Büffeljagd, Wettreiten von Hinterwäldlerinnen und Indianerknaben bilden das weitere Programm dieser Vorstellungen, die ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Boden erdröhnt von den Hufschlägen der dahinwirbelnden Rosse. Nach der Vorstellung biete eine Wanderung durch die Lagerzelte immer wieder Neues und Fesselndes und hier besonders gewinnt man den Eindruck, daß es nicht eine bloße Schaustellung ist, die Buffalo Bill, der berühmte Kundschafter der amerikanischen Regierung hier bietet, sondern ein ebenso abwechselndes wie getreues Bild wirklichen Lebens, erhöht durch die zahlreichen echten Gerätschaften, Waffen &c. die sich in reicher Fülle besonders in dem reichen Zelte Buffalo Bills finden. | Page 5Beiblatt der Freisinnigen Zeitung. Vor einem sehr zahlreichen Publikum, das dichtgedrängt sie sehr komfortabel angelegten Logen und Tribünen füllte, hat nun Mittwoch Nachmittag die erste Vorstellung von Buffalo Bill´s Wild - West stattgefunden. Diese Produktionen unterscheiden sich schon insofern vorteilhaft von denen vieler anderer wilden Truppen, als es sich hier nicht um die Schaustellung eingelernter Szenen handelt, sondern um die ungeschminkte Wiedergabe des Lebens jener unserer Kultur so entlegenen Weltstriche. Aber freilich - Buffalo Bills Truppe ist schon einige Jahre in Europa und so ist es natürlich, daß in einigen Vorführungen sich doch bereits ein leichter Mangel an Ursprünglichkeit geltend macht. Aber dies ist doch nur sehr selten der Fall, so in der Darstellung, welche eine Wiedergabe des Zweikampfes zwischen Buffalo Bill und dem Sioux Häuptling Yellow-Hand vom Jahre 1875 sein soll und in dem Angriff auf das Grenzdorf. Dieser Eindruck verschwindet aber sofort, sobald Indianer und Cowboys und Vaqueros auf ihren behenden, zähen, im Laufen kaum den Boden berührenden Pferden, welche von der spanischen, durch Cortez in Mexico eingeführten Rasse abstammen, dahinjagen und über die weite Fläche hin sich das bunte, reichbewegte Bild der durcheinander stürmenden Reiter entwickelt. Mit einem Sprung sind sie vom Pferde und wieder im Sattel - dies zeigt besonders die interessante Darstellung der ehemaligen Ponypost, bei der der Reiter alle zehn Meilen das Pferd wechseln und fünfzig Meilen ohne Anhalten reiten mußte. Die 16 Nummern umfassenden Produktionen enthalten mehrere Darstellungen früherer Einrichtungen West-Amerikas. So wird u. A. auch die echte "Old Dead word Coach" vorgeführt, ein historischer alter Postwagen, in dem nach der Versicherung des Programms bereits "zwei Präsidenten der Vereinigten Staaten, vier Könige und andere Fürstlichkeiten" gefahren sind und in die auch heute eine amerikanische Familie pietätvoll hineinstieg, um sich von den heranstürmenden Indianern angreifen zu lassen. Und all diese Indianer-Attacken, all diese Kämpfe zwischen den westamerikanischen Kuhhirten und ihren indianischen Gegnern sind um so instruktiver als dramatischer, als in beiden Parteien noch Männer vorhanden sind, die wirklich einander früher feindlich gegenüber gestanden haben. Wir sind zwar nicht der Meinung Brick Pomeroys, der eine solche Vorstellung Buffalo Bills für wichtiger hält als das ganze Drama von "Romeo und Julia", aber fesselnd und lehrreich ist dieses Bild, das die Produktionen von den Gebräuchen und der Lebensweise im fernen Westen der Union entrollen, in hohem Maße. Dazu kommt, daß Menschen- und Tiermaterial der Truppe ein außerordentlich gutes ist. Welch verblüffend sichere Schützin, welch´ tollkühne gewandte Reiterin ist diese, aus Far-West stammende Anny Oakley. Außer ihr und Buffalo Bill, der besonders zu Pferde ungemein stattlich repräsentirt, besitzt die Truppe in dem kleinen J. Broker und in C. Daly noch zwei Schützen von erstaunlicher Ttreffsicherheit - ersterer schießt und trifft sogar auf dem Kopfe stehend. Von großer Wirkung war die Vorführung der Bucking-Pferde, die sich keinem Reiter fügen wollen: das eine der Tiere erhob sich kerzengerad und ließ sich dann auf den Rücken fallen, um dem Reiter zu entgehen. Das Lassowerfen, die Büffeljagd, Wettreiten von Hinterwäldlerinnen und Indianerknaben bilden das weitere Programm dieser Vorstellungen, die ihren Höhepunkt erreichen, wenn der Boden erdröhnt von den Hufschlägen der dahinwirbelnden Rosse. Nach der Vorstellung biete eine Wanderung durch die Lagerzelte immer wieder Neues und Fesselndes und hier besonders gewinnt man den Eindruck, daß es nicht eine bloße Schaustellung ist, die Buffalo Bill, der berühmte Kundschafter der amerikanischen Regierung hier bietet, sondern ein ebenso abwechselndes wie getreues Bild wirklichen Lebens, erhöht durch die zahlreichen echten Gerätschaften, Waffen &c. die sich in reicher Fülle besonders in dem reichen Zelte Buffalo Bills finden. |
